<html> <head> <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=UTF-8"/> <title><title>Schriftwerkzeuge in Scribus</title></title> </head> <body> <h2>Schriftwerkzeuge in Scribus</h2> <h3>Die Schriftvorschau</h3> <p>Ein anderes nützliches Werkzeug in Scribus ist die Schriftvorschau, die wesentlich mehr kann, als ihre Bezeichnung erwarten läßt. Die Schriftvorschau steht nur zur Verfügung, wenn ein Dokument geöffnet ist, und zwar unter <i>Extras > Schriftvorschau</i>:</p> <table width="100%"><tr><td align="center"><img src="images/font-preview.png" alt="Die Schriftvorschau" title="Die Schriftvorschau" /></td></tr></table> <p>Wie Sie sehen, zeigt der Dialog eine Liste aller verfügbaren Schriften. Wenn Sie eine Schrift auswählen, wird unten eine Vorschau angezeigt. Sie können den Beispieltext jederzeit ändern und ihn später wieder auf die Voreinstellung zurücksetzen.</p> <p>Wenn Sie viele Schriften installiert haben, werden Sie die Funktion »Schnellsuche« praktisch finden, denn sie ermöglicht es Ihnen, nach Schriften zu suchen, z.B. nach solchen eines bestimmten Herstellers (Adobe, Bitstream usw.) oder nach Schriftschnitten (z.B. »Italic«). Die einzige Einschränkung ist hier, daß Scribus nur in den Schriftnamen sucht, d.h. wenn Sie nach Kursivschnitten (z.B. mit dem Suchbegriff »Italic«) suchen, aber das Wort »Italic« kein Bestandteil des Namens ist, wird die Schrift nicht angezeigt.</p> <p>Eine andere nützliche Funktion der Schriftvorschau ist die Option »Erweiterte Schriftinformationen anzeigen«. Mit deren Hilfe können Sie sich nicht nur dieselben Informationen anzeigen lassen wie im Dialog »Verfügbare Schriften«, sondern erhalten auch einen Schnellzugriff auf dessen <a href="fonts1.html">Funktionen</a>.</p> <h3>Hintergrundinformationen zu Schriften</h3> <p>Schriften sind häufig der Ausgangs- und Endpunkt von Problemen im Desktop Publishing und in der Druckvorstufe. Grob geschätzt sind 50% aller Problemberichte, die Schriften betreffen, Probleme (d.h. Fehler) in den Schriftdateien selbst. Eine weitere typische Frage von Scribus-Anwendern lautet in etwa so: »Scribus zeigt Schrift x nicht an, aber die Programme x und y können sie problemlos verwenden. Was ist da los?«</p> <p>Grundsätzlich ist Scribus äußerst wählerisch, wenn es um Schriften geht. Jedesmal wenn Scribus startet, führt es einen »Notwehrtest« durch, um sicherzustellen, daß Schriften über eine nutzbare Kodierung verfügen, skalierbar sind und einen korrekt eingebetteten PostScript-Namen haben. Wenn Scribus ein Dokument lädt, führt es eine genauere Überprüfung der verwendeten Schrift durch, um sicherzustellen, daß auf alle darin enthaltenen Glyphen zugegriffen werden kann. Sollte letzteres nicht der Fall sein, wird die Schrift in Scribus deaktiviert. Dies ist ein Feature, kein Programmfehler! Es gibt wahrscheinlich nur wenige Programme (wenn überhaupt eines), die weniger Toleranz gegenüber fehlerhaften Schriftdateien zeigen, als Scribus, denn die Verwendung von problematischen Schriften zu verhindern, ist fraglos von grundlegender Bedeutung für eine verläßliche Ausgabe. Zwar mag dies einige Anwender verwirren, aber seien Sie versichert, daß dadurch viele potentielle Probleme verhindert werden, etwa die Ausgabe einer PDF-Datei, die die Belichtungsmaschine abstürzen läßt oder die man überhaupt nicht ausbelichten kann, obwohl eine Auflage von 200 000 gedruckt werden muß. Solche Probleme können Hunderte, Tausende oder Millionen – je nach lokaler Währung – kosten.</p> <p>Wenn Sie sich fragen, warum eine Schrift in Scribus nicht zur Verfügung steht, können Sie es von der Kommandozeile starten, wo Sie etwas sehen könnten, was so ähnlich aussieht wie dies:</p> <blockquote><table width="100%" border="1" bgcolor="#eeeeee"><tr><td border="0"> <pre>Font /usr/local/share/fonts/URW/p052023l.pfb is broken, discarding it </pre> </td></tr></table></blockquote> <p>Beachten Sie auch, daß Scribus keine »falschen« Schriftschnitte erzeugt. Diese sind der Fluch der Druckvorstufe und bekannt dafür, daß sie für Probleme beim kommerziellen Druck sorgen, weil das Schriftbild oft sehr schlecht ist. Daher wird Scribus keine künstlichen Kursiv- und Fettschnitte erzeugen – statt dessen müssen die entsprechenden Schriftdateien vorliegen. Einige DTP- und Textverarbeitungsprgramme bieten eine Funktion wie die beschriebene an, aber die Scribus-Entwickler haben sich bewußt dagegen entschieden.</p> <h4>Unterstützte Schriftenformate</h4> <p>An Schriftformaten herrscht in der modernen Computerwelt wahrlich kein Mangel. Die Bandbreite reicht dabei von Bitmapschriften (die beispielsweise noch für die Kommandozeilen heutiger Betriebssysteme und zum Teil auch noch vom Satzsystem TeX verwendet werden) bis hin zu sogenannten Webfonts, die überhaupt nicht auf einem Computer installiert sein müssen, sondern zusammen mit einer Webseite in den Browser übertragen werden. Im kommerziellen Druck spielen hingegen nur drei Formate eine Rolle, nämlich PostScript, TrueType und OpenType.</p> <ul> <li><b>PostScript-Schriften</b> waren ein bedeutender Bestandteil der sogenannten Desktop-Publishing-Revolution. Sie verwenden die Programmiersprache <a href="importhints1.html">PostScript</a> und waren lange der Standard im kommerziellen Druck. Obwohl die meisten modernen Druckereien ihre Workflows auf OpenType umgestellt haben, können PostScript-Schriften nach wie vor problemlos verwendet werden. Indes hat dieses alte Schriftformat auch einige Nachteile: Erstens können PostScript-Schriften nicht ohne weiteres zwischen Betriebssystemen ausgetauscht werden, weil jedes System andere Dateien einer solchen Schrift verwendet (und eine PostScript-Schrift besteht immer aus zwei Dateien). Zweitens kann eine PostScript-Schrift maximal 256 Glyphe enthalten, was heutigen Anforderungen kaum gerecht wird. Um zusätzliche Glyphe verwenden zu können, benötigt man eine weitere Schrift, die diese enthält. Mit Ausnahme von asiatischen Schriften (CID-Fonts) kann Scribus mit fast allen PostScript-Schriften umgehen. Darüber hinaus kann Scribus diese Schriften plattformunabhängig benutzen. So können Sie zum Beispiel dfont-Dateien von Mac OS unter Linux oder eComStation verwenden, obwohl die Betriebssysteme selbst dieses Format nicht unterstützen.</li> <li><b>TrueType-Schriften</b> wurden in den neunziger Jahren von Microsoft und Apple eingeführt, nachdem Adobe sich geweigert hatte, die Spezifikation des PostScript-Type-1-Formats offenzulegen. Aufgrund der frei verfügbaren TrueType-Spezifikation wurde das Internet mit Schriften schlechter Qualität überflutet, weshalb kommerzielle Druckereien TrueType-Schriften manchmal eine gesunde Dosis an Skepsis entgegenbringen. Es sollte jedoch betont werden, daß sich diese Skepsis vor allem auf die Quelle vieler TrueType-Schriften bezieht. Aus technischer Sicht läßt sich sagen, daß eine sorgfältig gearbeitete TrueType-Schrift in einem kommerziellen Druckprozeß keine Probleme bereiten wird. Wenn Sie also Schriften verwenden, wie sie mit den Produkten von Microsoft oder Apple ausgeliefert werden oder die von einem anerkannten Hersteller wie Bitstream oder Linotype stammen, sollten Sie keine Bedenken haben. TrueType-Schriften bieten gegenüber PostScript-Schriften einige Vorteile: Eine TrueType-Schrift besteht aus einer einzigen Datei, die unter jedem modernen Betriebssystem verwendet werden kann, und diese Datei kann mehr als 60 000 Glyphe enthalten.</li> <li><b>OpenType</b> war das Ergebnis einer Zusammenarbeit von Adobe und Microsoft, die den »Schriftformatkrieg« zwischen den beiden Unternehmen beenden wollten. Eine OpenType-Schrift kombiniert die Eigenschaften von TrueType- und PostScript-Schriften und bietet darüber hinaus einige zusätzliche Funktionen. In technischer Hinsicht verwendet eine OpenType-Schrift einen TrueType-Container, weshalb sie aus einer einzigen Datei besteht. Dieser Container kann sowohl PostScript- als auch TrueType-Kurven enthalten, mit denen die Glyphe gezeichnet sind, und es ist sogar möglich, beide zu mischen. Darüber hinaus bietet OpenType Zusatzfunktionen für Textsatzprofis, zum Beispiel automatische Ligaturen oder alternative Glyphen. Scribus kann OpenType-Schriften zwar problemlos verwenden, aber die OpenType-Zusatzfunktionen stehen gegenwärtig noch nicht zur Verfügung. <br>Heutzutage werden die meisten kommerziellen Schriften im OpenType-Format vertrieben. Als Faustregel können Sie davon ausgehen, daß Dateien mit der Endung *.ttf (z.B. die Schriften, die in Windows enthalten sind) intern TrueType-Kurven verwenden, während solche mit der Endung *.otf PostScript-Kurven enthalten.</li> </ul> <h3>Vertrauenswürdige Schriften</h3> <p>Hochwertige Schriften sind eine Voraussetzung für eine verläßliche Druckausgabe, ganz egal, welches Betriebssystem Sie verwenden. Es ist durchaus kein Snobismus, wenn Druckprofis kostenlosen Freeware- oder Shareware-Schriften äußerst skeptisch gegenüberstehen, denn sie wissen aus Erfahrung, daß solche Schriften häufig nicht den Standards entsprechen. Probleme wie falsche Kodierung, ein fehlender oder falsch formatierter PostScript-Name, defekte Kurven in einzelnen Glyphen und andere Mängel sind in solchen Dateien nicht gerade selten. Um eine verläßliche Schrift herzustellen, muß man Qualitätssicherung betreiben und intensiv testen. So hat es beispielsweise fast ein Jahr gedauert, um die Verdana aus der MS Web Font Collection herzustellen.</p> <p>Im Scribus-Wiki finden Sie eine Liste mit vertrauenswürdigen Schriften und Download-Quellen. Diese Liste wird mehr oder weniger regelmäßig aktualisiert.</p> <br> </body> </html>